Lernwerkstatt in Weilimdorf: Ein Bildungsort für Jugendliche ohne Schulerfahrung schafft Zukunftschancen
In nur neunmonatiger Vorbereitungszeit ist im Stuttgarter Stadtbezirk Weilimdorf für 60 geflüchtete Kinder und Jugendliche ein neuer Lernort entstanden, die sogenannte „Lernwerkstatt“. Für diesen Lernort hat die Vector Informatik GmbH ehemalige Büroräume umgebaut und zur schulischen Nutzung zur Verfügung gestellt.
In Stuttgart gibt es eine nennenswerte Anzahl neuzugewanderter Kinder und Jugendlicher, die über keine oder kaum Schulerfahrung verfügen und nicht alphabetisiert sind. Für die Grundschulen sind diese Kinder zu alt und in den bestehenden Vorbereitungsklassen können ihre Bedarfe nicht genug berücksichtigt werden. Diese Kinder sind häufig stigmatisiert und brauchen einen geschützten Ort, wo sie ihr Potential entfalten können, damit sie langfristig die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben.
Aus diesem Bedarf heraus wurde eine Partnerschaft über Sektoren hinweg aufgesetzt: Die Vector Informatik GmbH stellte ein nicht genutztes Gebäude sowie Personalressourcen zur Verfügung und organisierte den Umbau vom Bürogebäude zur Schule. Das Staatliche Schulamt Stuttgart war für die Auswahl der Lehrkräfte zuständig. Die Stadt Stuttgart verantwortete als Schulträger u.a. die strukturellen und baulichen Rahmenbedingungen und das pädagogische Konzept für den Schulbetrieb. Hinzu kam die Gemeinschaftsschule Weilimdorf als Ankerschule sowie die Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V. zur sozialpädagogischen Unterstützung
Im Oktober 2024 hat die Lernwerkstatt ihren Betrieb aufgenommen und wurde seitdem Stück für Stück erweitert. Sie bietet Platz für ca. 60 Kinder und Jugendliche. Die Lernwerkstatt ermöglicht als Außenstelle der Gemeinschaftsschule Weilimdorf neuzugewanderten Schülerinnen und Schülern zwischen elf und vierzehn Jahren, die keine oder wenig Schulerfahrung haben oder nicht alphabetisiert sind, eine spezifische Beschulung. Ein interdisziplinäres Team von Lehrerinnen und Sozialpädagoginnen sorgt dafür, dass die Jugendlichen lesen und schreiben lernen, eine sprachlich-mathematische Grundbildung erhalten sowie sozio-emotional stabilisiert werden.
Zahlreiche außerschulische Kooperationspartner aus den Bereichen Sport, Technik, Umwelt und Kultur begleiten das Projekt und stellen die Integration der Lernwerkstatt, ihrer Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern in den Sozialraum sicher. Ein breites Netzwerk an lokalen Stiftungen unterstützt finanziell.
Die Kinder und Jugendlichen, die die Lernwerkstatt besuchen, stammen z.B. aus Afghanistan, dem Iran, Rumänien, Syrien und der Ukraine. Oft war aufgrund politischer und familiärer Lebensumstände in den Herkunftsländern oder auf der Flucht der regelmäßige Schulbesuch nicht möglich. Grundlegende sprachliche und mathematische Basiskompetenzen sind daher kaum vorhanden. Die Lernwerkstatt hat das Ziel, den Jugendlichen in einem geschützten und strukturierten Rahmen zu helfen, diese grundlegenden im Rahmen eines ganztägigen Angebotes nachzuholen, um so die Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsweg zu schaffen.
Der Übergang von der Lernwerkstatt in das reguläre Schulsystem ist ein zentrales Ziel des Projekts. Sobald die Jugendlichen Basiskompetenzen erworben haben, werden sie entsprechend ihres Lernfortschritts individuell zu einem schulischen oder beruflichen Anschluss geführt.
Das auf fünf Jahre angelegte und in Baden-Württemberg einzigartige Modellprojekt wird evaluiert, um die gewonnenen Erfahrungen auf andere Schulstandorte zu übertragen oder ins Regelsystem zu überführen.
Die Vector Stiftung begleitet und unterstützt die Lernwerkstatt seit der ersten Ideenfindung und fördert die Lernwerkstatt finanziell.
Kontakt: Melanie Dense | Senior Projektmanagerin Soziales Engagement
melanie.dense@vector-stiftung.de | +49 711 80670-1184